Die aktuelle Arbeitsmarktstatistik nimmt Entwicklungen in der Zeitarbeit in den Blick. Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick.
Entwicklung der Beschäftigtenzahlen
Die Zahl der Zeitarbeitskräfte unterlag in den vergangenen Jahren einigen Schwankungen. Im November 2017 hatte sie mit 1,08 Millionen Zeitarbeitskräften einen Höchststand erreicht. Die Regulierungen durch die AÜG-Reform (April 2017) ließen die Zahlen teilweise zurückgehen. Auch die Corona-Pandemie einschließlich Lockdown-Regelungen führte zu Rückgängen – zwischen Februar und Juni 2020 um 9 % (Blickpunkt Arbeitsmarkt/Juli 2022: Entwicklungen in der Zeitarbeit). Bis auf die Zeit während des 2. Lockdowns ging es wieder leicht bergauf. Im Jahresdurchschnitt 2021 waren schließlich rund 816.000 Zeitarbeitskräfte beschäftigt – ein Plus von 4 % (33.000 Beschäftigte) im Vergleich zum Vorjahr. Gemessen an der Zahl der Gesamtbeschäftigung ist das ein Anteil von 2,1 %.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dominiert
Die meisten Beschäftigten in der Zeitarbeit sind sozialversicherungspflichtig angestellt. Im Jahresdurchschnitt 2021 waren es laut Arbeitsmarktstatistik 772.000 Personen (95 %) – ein Plus von 39.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor war die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten 2019 aus konjunkturellen Gründen zurückgegangen (- 101.000). Einen weiteren Rückgang gab es im Zuge der Corona Maßnahmen 2020 (-97.000). Bis Mitte 2021 ist sie dann deutlich gestiegen – laut Bericht vermutlich wegen des stärkeren Rückgriffs auf flexible Instrumente in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Blickt man auf die Beschäftigungsstruktur, sind die meisten der sozialversicherungspflichtigen Zeitarbeitskräfte in Vollzeit eingestellt – insgesamt 83 %. 17 % dagegen arbeiten in Teilzeit. Einer ausschließlich geringfügigen Beschäftigung gingen im Jahresdurchschnitt 2021 nur 44.000 Zeitarbeitskräfte nach – ein Rückgang im Vorjahresvergleich (- 12 % bzw. – 6.000 Personen). Zudem gab es rund 40.000 Zeitarbeitskräfte, die neben ihrem Hauptberuf einer geringfügigen Nebenbeschäftigung nachgegangen sind.
Zahl der Kurzarbeitenden deutlich zurückgegangen
Laut Arbeitsmarktstatistik lag die Zahl der Kurzarbeitenden in der Zeitarbeit im März 2021 nur noch bei 15.000 Personen. Dies könne laut Bericht auf bestehende Lieferengpässe und deren Auswirkungen auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen sein. Zu Peakzeiten der Corona-Pandemie betrug die Kurzarbeiterquote in der Zeitarbeit 22, 7 %. Seitdem der Bezug von Kurzarbeitergeld auch für die Zeitarbeit möglich war, stieg die Zahl im März 2020 auf 61.000 Personen. Bis Mai 2020 wuchs sie nochmals auf 141.000 Personen. Zuletzt wurde die Regelung zum Kurzarbeiterbezug bis zum 30.06.2022 verlängert. Um die Zeitarbeit auch darüber hinaus für die Kurzarbeit zu öffnen, existiert eine Verordnungsermächtigung (bis zum 30.09.2022).
Produktionsberufe als Hauptbeschäftigungsfeld
Im Jahresdurschnitt 2021 waren die meisten Zeitarbeitskräfte in Produktionsberufen tätig: 38 % bzw. 306.000 Personen arbeiteten in diesem Tätigkeitsfeld – ein Plus von 6 % im Vorjahresvergleich. Kurz darauf folgen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungsberufe (z. B. Transport, Lager) mit 297.000 Zeitarbeitskräften (36 %) – hier gab es sogar ein Plus von 9 % im Vorjahresvergleich. Deutlich weiter hintern folgen personenbezogene Dienstleistungen mit 103.000 Zeitarbeitskräften (13 %). Hier gab es einen Rückgang von 9 % (- 10.000). In den kaufmännischen und unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen arbeiten rund 89.000 Zeitarbeitskräfte bzw. 11 % (ein Plus von 1 %). Im Bereich IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe sind 20.000 Personen oder 2 % tätig (ein Plus von 3 %). Im November/Dezember 2020 gab es kurz eine Veränderung an der Spitze, da der größte Anteil der Zeitarbeitskräfte auf den Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen entfiel. Allerdings wandelte sich das Bild zum 1. Halbjahr 2021 wieder zugunsten der Produktionsberufe. Interessant ist auch die Anzahl der Zeitarbeitskräfte in der Pflege, da sie relativ stabil geblieben ist. Hier gab es keine nennenswerten konjunktur- oder corona-bedingten Einbußen. Zudem stieg die Nachfrage nach Pflegekräften u. a. im Zuge der Corona-Pandemie. Im Jahresdurchschnitt 2021 arbeiteten rund 2 % der in Pflegeberufen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zeitarbeit.
Mehr männliche Zeitarbeitskräfte
Der Großteil der Arbeitskräfte in der Zeitarbeit ist männlich (71 %). Laut Bericht liegt das u. a. an der Dominanz der Produktionsberufe, die eher als männerdominiert gelten. 260.000 männliche Zeitarbeitskräfte (45 %) arbeiten im Produktionsbereich. Bei den weiblichen Zeitarbeitskräften sind es nur 47.000 (19 %) – allerdings mit einem Zuwachs von 16 %. Unter den Frauen dominieren sonstige wirtschaftliche Dienstleistungsberufe (72.000 Zeitarbeiterinnen bzw. 30 %). Diese machen auch bei Männern einen großen Teil aus (39 % bzw. 225.000 Beschäftigte). Einen großen Unterschied gibt es bei personenbezogenen Dienstleistungsberufen: Hier ist knapp ein Drittel der Frauen tätig (65.000), bei den Männern sind es nur 7 % (38.000). Ebenso sind mehr Frauen im Bereich der kaufmännischen und unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufe tätig (52.000 bzw. 22 %), hingegen nur 6 % der Männer (37.000). Bei Frauen als auch Männern ist der Anteil der Beschäftigten in IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen gering (3 % bzw. 16.000 bei den Männern, 2 % bzw. 4.000 bei den Frauen).
Helfertätigkeit macht einen großen Anteil aus
Ein Großteil der Zeitarbeitskräfte arbeitet in Tätigkeitsfeldern mit niedrigem Anforderungsniveau – im Jahresdurchschnitt 2021 verfolgten 57 % eine Helfertätigkeit. Nur knapp 5 % der Zeitarbeitskräfte gehen einer Spezialisten- oder Expertentätigkeit nach, ein Drittel ist als Fachkraft tätig. Etwa ein Drittel der Zeitarbeitskräfte verfügt über keine abgeschlossene Berufsausbildung, 57 % hingegen haben einen anerkannten Berufsabschluss. Der Akademikeranteil in der Zeitarbeit ist mit 11 % relativ gering. Insgesamt bietet die Zeitarbeit u. a. für arbeitsmarktferne Personen eine Chance für den Einstieg oder Wiedereinstieg in die Berufswelt.
Fazit
In der Zeitarbeit hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, z. B. in der Beschäftigtenentwicklung. Zunächst hatte die Beschäftigtenzahl 2017 einen Höchststand erreicht, ging dann aber u. a. im Zuge der AÜG-Reform und der Corona-Pandemie herunter. Mittlerweile geht es wieder bergauf, so dass im Jahresdurchschnitt 2021 laut Arbeitsmarktstatistik 816.000 Zeitarbeitskräfte beschäftigt waren. Der Großteil der Beschäftigten geht einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit in Vollzeit nach. Viele der Zeitarbeitskräfte sind männlich, u. a. wegen des großen Anteils der als männerdominiert geltenden Produktionsberufe. Zudem geht der Großteil einer Helfertätigkeit nach.
Quelle Foto: © NDABCREATIVITY / Adobe Stock