Fachkräftemangel: Wichtige Rolle der Personaldienstleister

HR-Allgemein 09.05.2022

In Deutschland fehlen immer mehr Fachkräfte – Tendenz steigend. Was bedeutet das für Arbeitgeber? Welche Rolle spielen Personaldienstleister hierbei?

Unbesetzte Stellen erreichen Millionenwert

Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen scheint zu explodieren: Allein im 1. Halbjahr 2022 waren 5,4 Millionen Stellen ausgeschrieben (SZ: Arbeitgeber schreiben 5,4 Millionen Stellen in Deutschland aus). Das sind 14 % mehr als im selben Zeitraum vor der Corona-Pandemie 2019.
Besonders händeringend gesucht werden Arbeitskräfte im Bereich Bauarbeit und Handwerk. Fast 1,2 Millionen Positionen stehen ihnen offen. Wer einer Architekten- oder Ingenieurstätigkeit nachgeht, hat die Wahl zwischen rund 1 Millionen Stellen. Auch im Bereich Vertrieb knacken die Stellen mit 886.000 fast die Millionengrenze.

Höhere Vakanzzeiten durch Fachkräftemangel

Der Begriff Fachkräftemangel geistert schon lange durch die Medienlandschaft. Doch was ist genau damit gemeint? Fachkräfte sind erwerbsfähige Personen mit einer Berufsausbildung von mindestens 2 Jahren oder einer akademischen Ausbildung. Sind langfristig und flächendeckend zu wenig Bewerbende mit entsprechenden Qualifikationen vorhanden, spricht man von einem Fachkräftemangel.
Ein solcher Fachkräftemangel kann bestehen, selbst wenn es genügend Arbeitskräfte gibt – nur eben nicht jene mit den richtigen Qualifikationen. Sprich: Es gibt ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und der Nachfrage.
Diese Dysbalance zeigt sich z. B. darin, dass Unternehmen mehr Stellen ausschreiben als qualifizierte Bewerbende vorhanden sind. Die Stellen lassen sich nur schwer besetzen, so dass die Vakanzzeit über dem Durchschnitt liegt. Außerdem herrscht tendenziell ein hoher Konkurrenzdruck unter Arbeitgebern (Stichwort „War for Talents“). Bewerbende verfügen aufgrund der hohen Stellenauswahl über eine günstige Verhandlungsposition – daher auch das Wort Bewerbermarkt.

Fachkräftemangel hat Folgen für Arbeitgeber

In Deutschland herrscht zwar kein flächendeckender Fachkräftemangel, allerdings gibt es Engpässe in bestimmten Berufsgruppen, Branchen und Regionen. Zu nennen sind hier beispielsweise die MINT-Berufe, Bautätigkeiten sowie das Gesundheitswesen (interaktive Karte des KOFA). Der ETL-Fachkräfterechner zeigt, dass Unternehmen vor allem Mitarbeitende mit mittlerem Qualifikationsniveau suchen (Wo die meisten Fachkräfte fehlen).
Aktuell sind laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) 352 von 801 Berufsgattungen mit Fachkräfteengpässen konfrontiert (Fachkräfte für Deutschland). Über die Hälfte der Unternehmen bewertet den Fachkräftemangel als Risiko für die Geschäftsentwicklung.
Hinzu kommt: Vakanzen sind teuer. Eine unbesetzte Stelle kostet ein Unternehmen im Durchschnitt 29.000 Euro (wiwo: So teuer ist der Fachkräftemangel für Deutschlands Firmen). Bei größeren Unternehmen sind die Kosten tendenziell höher. Besonders hoch sind sie für Stellen im Bereich IT und Gesundheitswesen (z. B. Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte), vergleichsweise günstig sind sie im Bereich Administration.

Personaldienstleister spielen eine wichtige Rolle

Personaldienstleister spielen eine entscheidende Rolle dabei, Fachkräfteengpässe zu überbrücken oder zu decken. Sie vermitteln z. B. qualifiziertes Personal oder stellen Arbeitskräfte zur Verfügung, um Auftragsspitzen zu decken. Für Kunden ist dies entscheidend, da jede Vakanz kostet: Ausfallzeiten
durch Personalmangel, stockende Arbeitsprozesse und Produktion, Überlastung anderer Mitarbeitenden, Rekrutierungskosten etc.
Wie zentral Personaldienstleister auf dem Stellenmarkt sind, zeigt u. a. der BAP-Jobnavigator. Laut Bericht stammen viele Stellenanzeigen aus dem PDL-Bereich (Personaldienstleister: Hoher Anteil an Stellenanzeigen). Ein Großteil der Ausschreibungen entfällt auf die ostdeutschen Bundesländer, u. a. aufgrund des dortigen Bevölkerungsschwunds. Die Stellen werden branchenübergreifend und v. a. in Engpassberufen ausgeschrieben (z. B. im Handel).

Recruiting als zentraler Baustein

In Zeiten von entsprechenden Engpässen spielt das Thema Recruiting eine zunehmende Rolle. Unternehmen setzen oft mehrere Strategien ein, um Fachkräfte anzuwerben. Sie positionieren sich z. B. über ihr Employer Branding als attraktive Arbeitgeber, richten Mitarbeiterempfehlungsprogramme ein, betreiben Active Sourcing, etablieren einen Talentpool und verbessern ihre Recruiting-Prozesse.
Viele Unternehmen modernisieren ihr Recruiting anhand einer Bewerbermanagement-Software, um administrative Prozesse zu erleichtern und den Workflow zu optimieren. Zum einen vereinfachen sie die Kommunikation im Team und mit Bewerbenden. Zum anderen gestalten sie den Bewerbungsprozess für Bewerbende intuitiv (z. B. mittels CV-Parsing, um Bewerberdaten automatisch zu übertragen). Kennzahlen tragen schließlich dazu bei, den Prozess weiter zu verbessern und erfolgsversprechende Recruiting-Kanäle auszubauen.
Gerade für Personaldienstleister, deren Kernaufgabe im HR-Bereich liegt, ist ein starkes Recruiting wichtig. Sprich: eine adaptierbare Recruiting-Strategie, geschultes Personal und ein modernes digitales Bewerbermanagement (z. B. spezifische Branchensoftware).

Warum sich der Fachkräftemangel noch verstärken könnte

Auch in Zukunft gilt es, die Augen offen zu halten und auf ein starkes Recruiting zu setzen – denn der Fachkräftemangel wird sich vermutlich noch zuspitzen. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen schon jetzt auf Lösungen setzen und die Chancen der Digitalisierung nutzen.
Ein wichtiger Einflussfaktor für die Fachkräfteentwicklung ist der demographische Wandel. Das BMWK prognostiziert ein Drittel weniger Erwerbspersonen bis 2060 (- 16 Millionen), sofern keine Zuwanderung erfolgt (Fachkräfte für Deutschland). Selbst bei Zuwanderung wird es vermutlich einen Rückgang geben, da die derzeit projizierte Einwanderung die Verluste vermutlich nicht kompensieren könne. Bereits 2030 soll die Zahl der erwerbsfähigen Personen um 3,9 Millionen sinken. Der Anteil der über 67-Jährigen gemessen an allen Erwerbstätigen (20- bis 67-Jährige) soll bis 2034 um 30 % bis 45 % steigen.
Weiterhin könnten technologische Entwicklungen (z. B. im Rahmen der Digitalisierung) dazu führen, dass nicht genügend Fachkräfte in bestimmten Bereichen vorhanden sind bzw. diese erst qualifiziert werden müssen.

Ansätze zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

Neben den Rekrutierungsstrategien der Unternehmen sind bundesweite Maßnahmen erforderlich, um die Fachkräftesituation zu entschärfen. Wichtig ist z. B., Engpassberufe attraktiver zu machen und Qualifikationsangebote zu schaffen. Auch der Bereich Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte spielt eine Rolle. Entsprechende Punkte hat die Bundesregierung in ihrer Fachkräftestrategie berücksichtigt. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll außerdem die Einwanderung für Fachkräfte aus Nicht-EU Ländern erleichtert werden.

Fazit

Im ersten Halbjahr 2022 erreichte die Zahl der offenen Stellen einen Rekordwert in Millionenhöhe. Immer mehr Unternehmen suchen händeringend nach Mitarbeitenden – oft mit langen Vakanzzeiten. Dies ist ein Ausdruck der Fachkräfteengpässen, die in Deutschland in einigen Bereichen vorherrschen, etwa bei Bautätigkeiten, MINT-Berufen und im Gesundheitswesen. Aufgrund des demographischen Wandels kann sich der Fachkräftemangel noch verschärfen.
Personaldienstleister spielen eine wichtige Rolle, um Fachkräfteengpässe von Unternehmen zu überbrücken oder dauerhaft zu schließen. Sie vermitteln oder überlassen qualifiziertes Personal an Unternehmen, die händeringend nach Möglichkeiten suchen, teure Vakanzen zu schließen. Gerade angesichts der zukünftigen Fachkräfteentwicklungen gilt es, im Recruiting stark aufgestellt zu sein. Außerdem sind Lösungsansätze auf Bundesebene erforderlich, z. B. die Fachkräftestrategie der Bundesregierung.


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In Deutschland fehlen immer mehr Fachkräfte – Tendenz steigend. Was bedeutet das für Arbeitgeber? Welche Rolle spielen Personaldienstleister hierbei? Unbesetzte Stellen erreichen Millionenwert Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen scheint zu explodieren: Allein im 1. Halbjahr 2022 waren 5,4 Millionen Stellen ausgeschrieben (SZ: Arbeitgeber schreiben 5,4 Millionen Stellen in Deutschland aus). Das sind 14 % mehr […]

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